Selbsthilfe in MV am Limit - Kontaktstellen im Land befürchten Qualitätseinbußen

15.09.2025 | Schwerin.

Anlässlich des ersten bundesweiten Tags der Selbsthilfe am 16. September 2025 beklagen Selbsthilfe-Aktive in Mecklenburg-Vorpommern unzureichende Unterstützung durch das Land...


Anlässlich des ersten bundesweiten Tags der Selbsthilfe am 16. September 2025 beklagen Selbsthilfe-Aktive in Mecklenburg-Vorpommern unzureichende Unterstützung durch das Land: „Die Selbsthilfekontaktstellen in MV sehen sich am Limit“, sagt Sabine Klemm, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Selbsthilfekontaktstellen MV e.V..

„Angesichts der zunehmenden Anzahl beispielsweise psychischer Erkrankungen bei gleichzeitigem Ärztemangel wird Selbsthilfe, die die medizinische Versorgung Erkrankter niedrigschwellig und kostengünstig ergänzen kann, in den letzten Jahren immer gefragter. Die Unterstützung, die unsere insgesamt neun Selbsthilfekontaktstellen in Mecklenburg-Vorpommern Betroffenen bei der Gründung und Begleitung von Selbsthilfegruppen geben können, wird deshalb immer häufiger in Anspruch genommen“, erläutert Klemm. „Allerdings erhalten die meisten Selbsthilfe-Kontaktstellen trotz des steigenden Arbeits- und Anforderungspensums seit diesem Jahr eine geringere finanzielle Förderung. “Wenn sich daran nichts ändere, müsse das Angebot bald eingeschränkt werden. Betroffene verschiedenster Erkrankungen blieben mit ihren Sorgen und Anliegen dann häufiger allein, so Klemm. Appelle an die Landesregierung, die Selbsthilfeförderung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen, seien bislang wirkungslos geblieben.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern fördert die Arbeit der Selbsthilfekontaktstellen seit 2024 mit rund 140.000 EUR pro Jahr. Wurde bisher die Arbeit von sechs Selbsthilfekontaktstellen aus dieser Summe finanziert, sind es ab diesem Jahr acht Einrichtungen, die für ihren Fortbestand auf Landesmittel zurückgreifen müssen. „Das führt zu einer faktischen Mittelkürzung für die Selbsthilfe-Kontaktstellen in Schwerin, Rostock, Güstrow, Neubrandenburg, Stralsund und Vorpommern-Greifswald. Ganz vom Tisch ist scheinbar die Einrichtung der schon lange von uns geforderten Landes-Kontaktstelle, die die Selbsthilfearbeit im Land bündeln und vernetzen sowie auf Bundesebene vertreten soll. Dies wird bislang ehrenamtlich von der LAG der Selbsthilfekontaktstellen in MV geleistet. So wird der Betrieb der landesweiten Selbsthilfe-Datenbank www.selbsthilfe-mv.de beispielsweise derzeit noch aus den ohnehin klammen Kassen der lokalen Selbsthilfe-Kontaktstellen finanziert“, bemängelt Klemm.

Die unzureichende Förderung durch das Land hat nun erstmals zur Folge, dass die Selbsthilfekontaktstellen MV nicht am Länderrat, dem bundesweiten Austausch der Selbsthilfekontaktstellen, teilnehmen werden. Ebenfalls ist die Teilnahme an der Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen (DAG SHG) 2026 in Frage gestellt. „Damit sind die Selbsthilfekontaktstellen in MV von der Mitgestaltung bundesweiter Trends in der Selbsthilfe abgekoppelt und geraten weiter ins Hintertreffen. Ohne einen klaren politischen Willen drohen die seit der Wende in unserem Bundesland aufgebauten Selbsthilfe-Unterstützungsstrukturen zerbrechen. Das ist umso unverständlicher angesichts der erfolgreichen Präventionsarbeit, durch die öffentliche Leistungserbringer deutlich entlastet und (Steuer-)Gelder eingespart werden“, so Klemm.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es neun Selbsthilfe-Kontaktstellen. Sie bieten Hilfesuchenden themen- und indikationsübergreifende Beratung an, stellen Räumlichkeiten zur Verfügung, helfen bei der Gründung neuer Selbsthilfegruppen und begleiten bestehende. Die Selbsthilfe-Kontaktstellen betreuen derzeit mehr als 900 Selbsthilfegruppen im Land.